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Lang ersehnt und unbedingt sehenswert

Von Xanthippe

Ursprünglich sollte es schon 2004 zu den olympischen Spielen seine Türen für die Besucher öffnen, im Frühsommer 2009 war es dann tatsächlich soweit, dass das neue Akropolis-Museum besichtigt werden kann. Entworfen vom Schweizer Architekten Bernard Tschumi steht es imposant am südlichen Fuße der Akropolis. Das Gebäude an sich ist ein Highlight und bietet einen würdigen Rahmen für die ausgestellten Objekte. Im Eingangsbereich und in der untersten Etage kann der Besucher auf Panzerglas entlang gehen und Blicke in die antiken Ausgrabungen unter dem Gebäude werfen. Hier wird dem Besucher Segen und Fluch in dieser Stadt begreifbar gemacht - in Athen kann kaum ein Bauprojekt in Angriff genommen werden ohne das befürchtet werden muss, auf Spuren der Besiedelung in der Antike zu stoßen.
Der Museumsbau ist sehr schlicht gehalten mit Sichtbeton und großen Trägersäulen, Licht durchflutet ohne Firlefanz. Es wird dem Besucher erleichtert, sich auf die Stars zu konzentrieren, die Ausstellungsobjekte, die vom gesamten Akropolis-Areal zusammen getragen worden. In den großzügigen Räumlichkeiten des neuen Museum können sie sehr schön präsentiert werden, es herrscht keine Enge in der Ausstellung. Etwas schade und etwas dürftig: die Beschriftungen der Objekte sind ausschließlich in griechisch und englisch; für interessierte Kinder im Grundschulalter ist das bedauerlich.

Auf einer Zwischenetage werden ganz alleine für sich die verbliebenen 5 Karyatiden präsentiert, die in U-Form aufgestellt sind und in deren Mitte ein Platz frei ist, kennzeichnet nur durch ein graues Rechteck, kein Text direkt an dieser Stelle. Eindringlicher hätte man das Schicksal der sechsten Mädchenstatue nicht darstellen können, die nach dem Geschäft von Lord Elgin mit dem türkischen Sultan Griechenland verlassen hat und aktuell im Britischen Museum in England ausgestellt wird. Ähnlich emotional ansprechend ist die oberste Etage des neuen Akropolis-Museums gestaltet: sie ist dem Grundriss des Parthenon nachempfunden und befindet sich auch, anders als der restliche Museumsbau, in gleicher Ausrichtung wie der Parthenon. In dieser obersten Etage wird in originaler Größe der Fries des Parthenon-Tempels präsentiert und natürlich klaffen auch hier erhebliche Lücken, befinden sich doch von den 97 erhaltenen Blöcken des Parthenon-Frieses 56 in Großbritannien. Diese Gestaltung hat mich sehr fasziniert und aus meiner Sicht klagt diese unvollständige Präsentation mehr an als tausend Worte. Natürlich ist mir klar, dass mit der Rückgabe der sogenannten "Elgin Marbles" ein Präzedenzfall geschaffen würde, der nicht unproblematisch ist (man bedenke dazu die ausgestellten Objekte im Pergamonmuseum in Berlin). Andererseits wäre eine komplette Darstellung des noch existenten Parthenonfrieses unweit seines angestammten Platzes auf der Akropolis ein unsagbarer Glücksfall für alle interessierten Besucher.

Im Eröffnungsjahr des neuen Akropolis-Museums wird nur ein symbolischer Eintrittspreis von 1 Euro pro Person fällig. Zur Preisgestaltung anschließend kann man sich zeitnah unter www.newacropolismuseum.gr informieren. Über diese Seite ist auch die vorherige Reservierung von Eintrittskarten für ein definiertes Zeitfenster an einem bestimmten Tag möglich. Wir besuchten das Museum am griechischen Nationalfeiertag (28.10.) und obwohl an diesem Tag der Eintritt gänzlich frei waren mußten wir nicht warten. Allerdings wird am Eingang das Gepäck der Besucher und diese selbst durchleuchtet und Rucksäcke müssen abgegeben werden. Im Museum finden sich neben sehr ordentlichen und sauberen Sanitäranlagen zwei Museumsshops mit breitem Angebot und ein Restaurant mit der Möglichkeit, auf einer Terrasse mit Akropolis-Blick zu speisen, von uns allerdings nicht benutzt.

Fazit: Das neue Akropolis-Museum muss man unbedingt gesehen haben.

Zur Ergänzung: das alte Museum auf dem Gelände der Akropolis soll abgerissen werden, weil man darunter wohl die Werkstatt des Phidias vermutet.

Geschrieben 03.01.2010, Geändert 09.01.2010, 4477 x gelesen.

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