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Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?)

Geschrieben am 06.06.2012 01:33:07

Von
HannesP
HannesP

1092 x gelesen
10 Antworten

Eine Neiddeebatte führt selten weiter.

Die Bank hat offenbar alles gemacht, was politisch erwünscht war. Sie ist Finanzier des angeschlagenen griechischen Staats und versorgt die hellenische Regierung mit Geld, indem sie deren Staatsanleihen abkauft. Täte sie das nicht, flösse entsprechend weniger Geld in die Haushaltskasse des Finanzministers in Athen.

Ungeachtet der prekären wirtschaftlichen Lage versorgt die Bank auch die Privatwirtschaft ofenbar weiter mit Geld und ermöglicht dort Investitionen oder Existenzsicherung. Gibt sie keine Kredite mehr an ihre Firmenkunden, können die morgen früh dichtmachen.

Die Rekapitalisierungshilfe durch den Staat braucht die Bank ja wohl vor allem deshalb, weil eben dieser Staat einen Teil seiner Verbindlichkeiten durch den Haircut bei den Staatsanleihen nicht mehr an seine Gläubiger - darunter die EFG Eurobank - zurückzahlt. Was die Griechen mit ihren Spareinlagen machen, hat damit nichts zu tun. 1,4 Milliarden Euro in Q1 hätte doch den Kohl auch nicht fett gemacht, wenn jetzt 4,2 Milliarden Euro Rekapitalisierungshilfen notwendig waren und fast 40 Milliarden Euro als Kredite, Bürgschaften oder Liquiditätspuffer schon bereitgestellt werden mussten.

In Schieflage ist die Bank wohl vor allem deshalb geraten, weil der Staat seine Zahlungsverpflichtungen aus den Haircut-Staatsanleihen nicht mehr oder eben nur noch bedingt und zu einem Bruchteil erfüllt. Jetzt muss der griechische Staat eben jene Bank mit Geld das er nicht hat retten, damit die ihm auch künftig seine Staatsanleihen abkauft und den Staat so mit Geld versorgt.

Das Geld aus dem zweiten Rettungspaket verbrennt nicht die Bank oder wenn, dann nur dadurch, dass sie der Regierung Staatsanleihen abkauft und Griechenland so vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Das Problem ist die Addition von jahrzehntelang unverantwortlicher staatlicher Schuldenpolitik und der Vergesellschaftung der Verluste aus der (Privat-)Schuldenkrise von 2008, für die der Pleitetstaat in Deckung ging.

Wenn Herr Latsis auch noch Reedereien besitzt, ist er wohl kaum zu beneiden. Wir alle können an den Fahrplanstreichungen bei Anek, Superfast und Minoan zumindest eine Ahnung davon bekommen, wie es Reedereien derzeit wirtschaftlich geht: es regieren die roten Zahlen.

Und was helfen Anteile an Hellenic Petroleum in einer Zeit, in der die Witschaft und Gesellschaft in der Krise steckt, die Nachfrage nach Treibstoffen massiv sinkt und der Ölpreis seit Jahresbeginn von 110 auf unter 85 Dollar je Barrel WTI gefallen ist?

Über die wirtschaftliche Lage der griechischen Immobilienwirtschaft möchte ich erst gar nicht spekulieren. Da dürfte mangels Käufern Land unter sein.

Das Hauptproblem ist die tiefe Verfilzung von Staat und Banken. Die können sich jetzt noch einige Wochen gegenseitig in die Tasche fassen und Geld von Rechts nach Links umschichten. Die Schlagzahl wird dabei immer höher und eines ist klar: Sobald die EU damit aufhört, frisches Geld in dieses hoch instabile Konstrukt zu spritzen, ist es vorbei.

Beide werden dann Geld verlieren: Die griechischen Steuerzahler und über Zahlungsausfälle bei Staatsanleihen und Krediten massiv auch Latsis.



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Thema Autor Datum
Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) PeMo 05.06.2012 20:56
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) Gast 05.06.2012 23:48
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) HannesP 06.06.2012 01:33
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) PeMo 06.06.2012 02:00
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) HannesP 06.06.2012 14:52
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) PeMo 06.06.2012 20:36
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) PeMo 10.06.2012 19:59
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) petraki 06.06.2012 14:27
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) Gast 11.06.2012 09:43
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) PeMo 11.06.2012 10:32
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) HannesP 11.06.2012 13:28
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) Juls 12.06.2012 15:45
Re: Rettung für einen griechischen Oligarchen (oder "wer rettet sich besser"?) Juls 12.06.2012 15:46

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